Ca. 30 bis 40 Prozent der Hunde mit allergischen Symptomen an der Haut sind Nahrungsmittelallergiker. Um die Diagnose „Futtermittelallergie“ stellen zu können, spielt die Ausschlussdiät eine wichtige Rolle. Denn mit ihr möchte man „ausschließen“, dass der Hund ein Futter bzw. Allergen erhält, auf das er allergisch reagiert. Mit den üblichen Haut- und Bluttests können zwar Aussagen zur Sensibilisierung, nicht jedoch zur klinischen Relevanz getroffen werden. Es ist daher also unmöglich, nur aufgrund eines Allergietests den gesunden vom allergischen Hund zu unterscheiden. Somit ist die sog. Ausschlussdiät der einzige Weg, um beim Hund herauszufinden, ob und wogegen eine Futtermittelallergie besteht. Bevor man eine Ausschlussdiät beginnt, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass die Umsetzung absolute Konsequenz erfordert!!! 

Neben einer echten Allergie können unsere Patienten auch in ca. 30 – 40 Prozent der Fälle andere unerwünschte Reaktionen gegen Hundefutter zeigen. Das bezeichnen wir als Futtermittelunverträglichkeit, -überempfindlichkeit, -intoleranz. In diesen Fällen treten neben eventuell vorhandenen Hautsymptomen auch Durchfall, Erbrechen und Blähungen auf. Es wird häufiger Kot abgesetzt und der Kot ist meistens nicht ganz fest. Die häufigsten Auslöser von Futtermittelunverträglichkeiten sind beim Hund Rind- und Hühnerfleisch, Weizen und Soja, Mais, Hühnerei und Milchprodukte, wie z.B. Laktose. Je öfter die jeweiligen Futtermittelbestandteile im Hundefutter eingesetzt werden, desto eher kann es zu entsprechenden Reaktionen kommen. Grundsätzlich kann ein Hund auf alle Futterbestandteile eine echte Allergie entwickeln bzw. unverträglich reagieren, die Symptome sind in beiden Fällen gleich und die Behandlung ebenfalls. 

Vor Beginn einer Ausschlussdiät klären wir durch verschiedene dermatologische Untersuchungen, wie z.B. Hautgeschabsel, Zytologien, Trichogramme und Hautstanzen ab, ob die Symptome der Haut z.B. durch eine parasitär bedingte oder bakterielle Entzündung verursacht werden. Sieht es jedoch klinisch nach einer allergisch bedingten Genese aus, empfehlen wir insbesondere bei Juckreiz und Rötungen im Bereich der Lefzen, des Afters, im Achselbereich und der Pfoten sowie bei wiederkehrenden Ohrentzündungen bzw. tränenden Augen eine Ausschlussdiät. Da sich Allergien beim Hund in ca. 80 % über die Haut manifestieren, und nicht erkennbar ist, ob der Juckreiz über ein Futtermittelallergen oder ein Umweltallergen ausgelöst wird, beginnt man in der Regel bei der Diagnostik mit der Ausschlussdiät und kann bei Bedarf später noch einen Allergietest auf Hausstaubmilben oder Pollen machen, nachdem man eine Futtermittelallergie ausgeschlossen hat. 

Bessern sich die Symptome bereits unter der Ausschlussdiät, ist die Diagnose Futtermittelallergie recht wahrscheinlich und die Eliminationsdiät kann schon nach 6 Wochen beendet werden. Doch bei den Patienten, deren Symptome sich unter strikter Ausschlussdiät selbst nach 10 Wochen nicht verbessern, muss nach anderen Ursachen gesucht werden, wie beispielsweise nach einer Umweeltallergie. Wird die Ausschlussdiät nicht konsequent durchgeführt -und hier reichen kleinste Mengen, wie ein Stück Wurst, ein Leckerli oder einfach nur unbekannte Beimischungen im Fertigfutter -bleiben die Symptome bestehen, denn das Immunsystem wird weiterhin mit „seinem Allergen“ konfrontiert. Dann nimmt man fälschlicherweise an, dass ein Umweeltallergen die Ursache für die Allergie bzw. atopische Dermatitis des Hundes sein muss. 

Das wäre insofern fatal, als dass eine Futtermittelallergie beim Hund leicht zu behandeln ist, denn man muss nur bestimmte Nahrungsquellen meiden. Bei anderen Allergien, beispielsweise auf Hausstaubmilben oder andere Umweeltallergene, ist die Behandlung bedeutend schwieriger, denn den Kontakt des Hundes mit dem Allergen kann man nicht komplett vermeiden. 

Welche Futtermittel eignen sich zur Ausschlussdiät? 

Die Zutatenlisten der handelsüblichen Hundefutter bestehen oft aus vielfältigen Mischungen und es ist nicht immer eindeutig zu erkennen, um welches Fleisch es sich bei der Deklaration handelt. Steht beispielsweise 15 Prozent „Geflügel“ auf dem Etikett, kann dies Huhn, Ente oder Gans sein. Zusätzlich kann es auch noch in mikroskopischen Spuren Fleischbestandteile anderer Herkunft enthalten. Denn bei regulärem Fertigfutter werden beim Herstellungsprozess des Hundefutters die gleichen Produktionsanlagen für die unterschiedlichen Futtersorten benutzt, so dass es zu einer Kontamination mit anderen Proteinquellen kommt. Je nach individueller Empfindlichkeit des Hundes können dadurch Allergiesymptome getriggert werden. Daher wird es immer schwieriger, eine Futtersorte zu finden, die für den Allergiker geeignet ist. 

Auch bei der Frischfleischfütterung meinen es viele Hundebesitzer viel zu gut und möchten ihrem Hund möglichst viel Abwechslung bieten. Dann wird von Ziege bis Känguru alles verfüttert und es ist schwierig, eine neue Fleischsorte für eine Eliminationsdiät zu finden. Wenn möglich, sollten daher Besitzer junger Hunde bei wenigen Futtersorten bleiben und sich auf wenige Eiweißquellen beschränken. Dem Hund macht es entgegen unseren Vorstellungen nämlich gar nicht so viel aus, über lange Zeit das Gleiche zu fressen. 

Bei der Ausschlussdiät sollten möglichst alle Fleisch- und Kohlenhydratquellen weggelassen werden, die der Hund jemals gefressen hat, d.h. z.B. Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügel, Weizen, Reis etc. Daher kommen exotische Fleischsorten, wie Känguru als Eiweißquelle und z.B. Süßkartoffel, Pastinake, Kürbis oder Hirse als Kohlenhydratquelle zum Einsatz. Auch Straußenfleisch ist eine gute Alternative, obwohl nicht hundertprozentig geklärt ist, ob mögliche Kreuzreaktionen mit Geflügelfleisch bestehen. Denn man weiß z.B., dass Hunde, die auf Rindfleisch allergisch sind, auch auf Büffel kreuzreagieren können und das könnte bei Geflügel und Strauß auch der Fall sein. Selbst Pferdefleisch kommt als Möglichkeit für die Ausschlussdiät nicht mehr in allen Fällen in Frage, denn handelsübliches Hundefutter basiert teilweise auch auf Pferdefleisch. Wurde es schon verfüttert, kann es daher nicht zur Ausschlussdiät verwendet werden. Eine relativ neue und gute Alternative für eine Eliminationsdiät bietet daher inzwischen Futter auf Insektenbasis. 

Ob Sie als Tierbesitzer gewillt sind, selber zu kochen oder ein Diätfertigfutter verwenden wollen, bleibt Ihnen und Ihren Gewohnheiten überlassen. Bereiten Sie die Mahlzeit selber zu, wissen Sie genau, was Ihr Hund zu sich nimmt und es kann keine Verunreinigungen mit anderen Proteinquellen geben. Das Futter kann roh oder kurz angebrüht verabreicht werden, wobei letzteres meistens bekömmlicher ist. Andererseits ist diese Diät am arbeitsintensivsten für Sie und auf längere Zeit zu einseitig, sollte die Diät länger als ı2 Wochen gefüttert werden. Dann müssen langfristig Mineralstoffe, Fette und Vitamine hinzugefügt werden, wie beispielsweise von der Firma Futtermedicus. Die dort tätigen 

Tierärzte sind auf Ernährungsberatung spezialisiert und bieten Nahrungsergänzungsmittel an, die das von Ihnen zubereitete Futter optimal ergänzen. Bei den Fertigprodukten für Ausschlussdiäten gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Zum einen gibt es Hundefutterhersteller, wie z.B. die Firma Vetconcept, die in der Sana- Reihe bestimmte Eiweiß- und Kohlenhydratkombinationen als Fertighundefutter anbieten, wie z.B. Känguru und Pastinake, oder Insektenmehl und Süßkartoffel. Zum anderen sind hypoallergene Diäten eine weitere Alternative, bei denen das Fleisch so zerkleinert bzw. hydrolysiert wurde, dass die Allergene darin für das Immunsystem Hundes nicht mehr erkennbar sind. Allerdings weiß man nicht ganz genau, wie klein die Proteinbestandteile sein müssen, um wirklich keine Allergie mehr auszulösen. In sehr seltenen Fällen kann es daher trotz Hydrolysierung zu allergischen Symptomen kommen. 

Das sicherste hydrolysierte Futter besteht daher aus Federkernmehlen, wie z.B. das Anallergenic Futter von Royal Canin, in dem sehr kleine Moleküle (<1Dalton) verarbeitet werden. 

Dauer der Ausschlussdiät 

Wir empfehlen, die Ausschlussdiät auf jeden Fall zwischen sechs und acht Wochen durchzuführen. Nach drei Wochen kann zwar schon bei 1/3 der Patienten eine Besserung beobachtet werden, doch erst nach sechs Wochen erreicht man zwischen 70 und 80 Prozent der allergischen Hunde. In ganz seltenen Fällen dehnen wir die Ausschlussdiät beim Hund auf 10o-12 Wochen aus, wenn die Symptome sich zwar etwas gebessert haben, aber nicht völlig verschwunden sind. Das ist harte Arbeit, aber es lohnt sich, durchzuhalten. 

Wenn sich durch die Ausschlussdiät der Verdacht erhärtet, dass der Hund eine Futtermittelallergie haben könnte, wird eine sogenannte Provokation durchgeführt, durch die die endgültige Diagnose gestellt werden kann. Dabei wird 8Wochen nach Beginn der Diät bzw. unter Beschwerdefreiheit erneut alles gefüttert, was zuvor im Napf gelandet war. Innerhalb weniger Stunden bis zu zwei Wochen danach zeigt der Hund wieder die alten Symptome, womit die Diagnose Futtermittelallergie gestellt werden kann. 

Man weiß dann allerdings noch nicht, welches Allergen genau die Probleme des Hundes auslöst. Deshalb geht man wieder auf die Ausschlussdiät zurück und setzt Schritt für Schritt einzelne Futtermittel hinzu, um zu sehen, was der Hund verträgt und was nicht. Ohne Provokation ist die Diagnose unklar. Denn es kann ja auch Zufälle geben, die uns 

glauben lassen, dass die Ausschlussdiät zu einer Verbesserung der Hautsymptomatik beigetragen hat. Leidet der Patient beispielsweise an einer Pollenallergie, und die Ausschlussdiät wurde im Herbst/Winter-Quartal begonnen, könnte nicht der Futterwechsel, sondern die Tatsache, dass keine Pollensaison mehr ist, den Juckreiz gestoppt haben. In diesem Fall wäre es natürlich falsch, die Diagnose Futtermittelallergie zu stellen. 

Leider entschließen sich viele Hundebesitzer dazu, auf die Provokation zu verzichten und die Ausschlussdiät einfach beizubehalten, wenn der Hund darunter endlich beschwerdefrei ist. 

Unterstützende Maßnahmen im Umfeld 

Wir wissen, wie wichtig die strikte Einhaltung der Eliminationsdiät ist. Anhand eines Juckreiz-Protokolls kann kontrolliert werden, was der Hund zu welcher Zeit gefressen hat und welche Allergiesymptome er zeigt. Darin können auch alle anderen Maßnahmen eingetragen werden, wie z.B. die Verwendung von Shampoos, Cremes, Sprays etc. Vergessen Sie auch nicht Ihr Umfeld! Am Futternapf der Katze oder bei anderen Tieren im Haushalt könnte Ihr Hund vielleicht Futter stibitzen. Kleine Kinder teilen gerne mal ihre Butterstulle mit dem Hund oder lassen etwas herunterfallen. Die Oma oder der Nachbar füttern heimlich vielleicht doch Leckerlis, oder Ihr Hund frisst draußen auf den Spaziergängen alles, was er im Gebüsch finden kann. Vermeiden Sie solche Situationen und unbekannten Futterquellen und halten Sie die Diät einige Wochen strikt durch! Nehmen Sie Ihren Liebling in dieser Zeit nicht von der Leine oder versuchen Sie es notfalls mit einem Maulkorb. Halten Sie durch, es lohnt sich! Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unsere Tierarztpraxis Dr. Busch Kleinmachnow. Wir helfen Ihnen gerne weiter, so gut es geht! 

21.05.2021

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