Hunde und Katzen, die sich ständig kratzen, lecken oder beißen – viele Tierbesitzer kennen die Symptome nur zur Genüge und leiden mit ihrem Haustier mit. Selbst wenn die Erkrankungen selten lebensbedrohlich sind, beinträchtigen sie den Alltag mit dem Haustier doch erheblich. Um Ihnen und Ihrem Tier langfristig weiterhelfen zu können, müssen wir die Ursache der Hauterkrankung herausfinden, was eine nicht unerhebliche Herausforderung ist. Denn die Krankheitssymptome können trotz unterschiedlichster Ursache sehr ähnlich sein. So ist in der Dermatologie eine exakte Diagnostik besonders wichtig.

Anamnese

Eine sorgfältige Anamnese mit genauer Überprüfung der Lebenssituation des Tieres einschließlich vorheriger Auslandsaufenthalte ist von großer Bedeutung in der Dermatologie. Die Leishmaniose beispielsweise ist eine Reisekrankheit, die Hunde aus dem Mittelmeerraum einschleppen können. Sie kann Hautläsionen hervorrufen. Die Frage, ob Kontakt zu anderen Tieren besteht, ist bei der Flohstichallergie von großer Wichtigkeit. So können wir die Infektionsquellen finden und die Behandlung darauf abzustimmen. Bei Allergien spielt zusätzlich die Vererbung eine große Rolle. Mops und Französische Bulldogge sind zurzeit besonders beliebt. Sie sind allerdings auch sehr allergieempfindlich. Bei diesen Rassen häufen sich die Hauterkrankungen.

Symptome

Die Anzeichen für eine Hauterkrankung sind vielfältig und je nach Ursache völlig verschieden. Dennoch ist Juckreiz, insbesondere an Pfoten, Ohren und Innenschenkeln, eines der häufigsten Symptome in der Dermatologie. Auch Hautrötungen, Ekzeme, Pusteln, Furunkeln, Akne, Schuppenbildung, Haarausfall, dunkle Hautverfärbungen am Bauch, Alopezie in den Flanken, Haarlosigkeit um die Augen und kahle Ohrränder kommen beim Hautpatienten häufig vor.
Die Lokalisation der Symptome kann sehr zielführend bei der Diagnostik sein. Bei Entzündungen des äußeren Gehörganges und der Ohrmuschel (Otitis externa) müssen wir als Ursache immer an die Futtermittelallergie denken.
Auch das Alter spielt eine Rolle. Bei Jungtieren kommt es auf Grund des wenig ausgereiften Immunsystems nicht selten zu einer eitrigen Infektion der Haut, bei der sich eitergefüllte Pusteln mit rotem Saum insbesondere am Unterbauch bilden. Die Erkrankung wird auch oberflächliche Staphylokokken – Dermatitis oder Impetigo genannt. Gerade bei älteren Hunden muss man bei Hautveränderungen an mögliche Erkrankungen der inneren Organe denken, wie z.B. beim hepatokutanen Syndrom. Es kann bei der Leberzirrhose auftreten.

Manche Haut-Erkrankungen sehen wir in unserer Praxis nur zu bestimmten Jahreszeiten. Oberflächliche Pyodermien, sog. Hot-Spots, treten insbesondere in den Sommermonaten als Reaktion auf Ektoparasiten oder andere allergische Geschehen auf. Dabei leckt der Hund auf Grund des quälenden Juckreizes einen Bereich der Haut so exzessiv, dass dieser stark nässt und bakteriell infiziert ist. Dann muss schnell gehandelt werden.

Diagnostik

In der Dermatologie stehen uns eine Reihe spezieller diagnostischer Verfahren zur Verfügung. Dazu gehören:

  • Tesafilm-Abklatschpräparate
  • Trichogramme
  • Hautgeschabsel
  • Biopsien
  • Ohrtupfer
  • Zytologien
  • mikroskopische Untersuchungen
  • Pilzkulturen
  • Blutuntersuchungen

Die meisten dieser Untersuchungen können wir in unserer Praxis durchführen. So haben wir schnell ein Ergebnis. Hautbiopsien und zytologische Präparate werden beim Pathologen untersucht und größere Blutuntersuchungen finden meistens in externen Laboren statt. Letztere geben wertvolle Hinweise auf organische Störungen und sind unerlässlich bei hormonellen Erkrankungen, wie z.B. beim Morbus Cushing oder bei Schilddrüsenerkrankungen.

Allergie-Tests

Wenn andere Hautkrankheiten als Ursache für den Juckreiz ausgeschlossen worden sind, können Allergietests (Blut- oder Hauttests) hilfreich sein. In Zusammenarbeit mit Spezial-Laboren kann es gelingen, anhand eines Allergietests die Substanzen zu identifizieren, auf die das Immunsystem allergisch reagiert. Allerdings sagt eine Reaktion im Allergietest nichts über die Stärke der Symptome aus, die dieser Stoff tatsächlich verursacht. Außerdem können noch zusätzliche Unverträglichkeiten bestehen. Trotzdem kann anhand der Reaktionsmuster auf verschiedene Allergene eine Hyposensibilisierung versucht werden, die je nach Angaben des Herstellers eine Erfolgsquote bis zu 80 % haben kann. Eine Hyposensibilisierung erfordert jedoch Durchhaltevermögen. Denn die Immuntherapie muss mehrere Jahre lang durchgeführt werden. Dabei werden dem Patienten einmal monatlich spezifische Allergen-Extrakte gespritzt.

Eliminationsdiät

Bei vermuteter Futtermittelallergie ist eine Ausschlussdiät der einzig zielführende Weg. Bei einer solchen Diät muss dem Tier ausschließlich ein Futter gegeben werden, das es vorher noch nie gefressen hat. Weiterhin sollte das Futter möglichst nur eine Kohlenhydratsorte und eine Sorte Fleisch enthalten. Es kann natürlich ebenso gut eine hydrolysierte Diät, d.h. hypoallergenes Futter aus dem Handel, für eine solche Eliminationsdiät eingesetzt werden. Egal, ob Sie sich für das Kochen oder eine Fertigdiät entscheiden, eines ist wichtig und die Grundlage für den Erfolg: Sie müssen durchhalten und dürfen nichts, wirklich gar nichts anderes als die Diät füttern. Auch Leckerlis sind nicht erlaubt. Erst nach 8 – 10 Wochen kann der Erfolg einer solchen Eliminationsdiät beurteilt werden. Ist der Patient symptomfrei, muss ein Provokationstest durchgeführt werden. Dabei wird ein Bestandteil des vorherigen Futters zugesetzt, von dem vermutet wird, dass der Hund darauf allergisch reagiert. Tritt dann eine Überempfindlichkeitsreaktion auf, haben Sie Gewissheit, dass eine Futtermittelallergie vorliegt.

Therapie

Unsere oberste Priorität liegt darin, die schlimmsten Symptome bei Ihrem Haustier zu lindern, wie z.B. den stark quälenden Juckreiz. Nichtdestotrotz ist es wenig zielführend, eine Therapie ohne Diagnose durchzuführen. Daher ist es in den meisten Fällen notwendig, nach und nach die diagnostischen Schritte abzuarbeiten, um langfristig Ihrem Tier zu helfen. Zusätzlich setzen wir in der Therapie dermatologischer Erkrankungen häufig medizinische Shampoos, Salben und essentielle Fettsäuren ein. All diese Präparate helfen, den Einsatz von Antibiotika und Kortikoiden zu reduzieren, wenn sie bei der Behandlung unumgänglich sind.

29.05.2021

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