Nahezu jede weibliche Katze, die ein fürsorgliches Zuhause hat, wird im Laufe ihres Lebens früher oder später kastriert. Das ist auch gut so. Denn wer schon einmal erlebt hat, wie sich eine rollige Katze verhält, der weiß, wie stressig diese Zeit für sie und Ihr Tier ist. Wie es der Name schon ausdrückt, rollen sich paarungsbereite Katzen über den Boden, strecken den Po in die Höhe und miauen oder schreien oft laut. Noch anstrengender wird es, wenn rollige Katzen mit Urin markieren, schlecht fressen und ständig nach draußen wollen.
Weibliche Katzen werden in Abhängigkeit von Jahreszeit, Tageslichtdauer, Gesundheitszustand und Rasse in der Regel im Alter von etwa sechs bis acht Monaten geschlechtsreif. Bei Langhaarkatzen liegt der Zeitpunkt mit 11 bis 21 Monaten deutlich später.

Die Rolligkeit kann sich ab Frühjahr bis Herbst alle drei Wochen wiederholen, es sei denn, die Katze wird gedeckt bzw. fällt in eine sog. Dauerrolligkeit. Letzteres passiert vor allen Dingen bei reinen Wohnungskatzen, und zwar dann, wenn der Eisprung nicht stattfinden kann. Denn anders als beim menschlichen Zyklus erfolgt der Eisprung nicht zyklisch, sondern wird durch den Deckakt ausgelöst. Bleibt dieser aus, können sich Eierstockzysten bilden. Außerdem spielt der Einfluss des Lichts eine Rolle beim Zyklus der Katze. Durch verlängerte Kunstlichtphasen in der Wohnung gibt es teilweise keine Zykluspause mehr. Das Risiko für eine Dauerrolligkeit erhöht sich, mit allen hormonellen Veränderungen, die damit einhergehen. Damit steigt auch das Risiko für Erkrankungen von Mammaleiste, Gebärmutter und Eierstöcken.

Ablauf der OP

Die Katze wird bei uns nüchtern vorgestellt und anschließend in Vollnarkose gelegt (siehe Narkose-Infos). Das Operationsfeld wird gründlich rasiert und desinfiziert. Dann eröffnen wir die Bauchhöhle mit einem Schnitt beginnend hinter dem Nabel. Anschließend lagern wir die Eierstöcke vor und binden sie ab. In den meisten Fällen verbleibt die Gebärmutter der Katze im Körper, es sei denn, es liegen Veränderungen daran vor. Das hat den großen Vorteil, dass der Schnitt nicht länger als 1 – 2 cm ist und das Risiko hinsichtlich Wundheilungs-Störungen deutlich reduziert ist. Die Bauchdecke wird mit resorbierbarem, d. h. sich selber auflösendem Fadenmaterial vernäht. Meistens verschließen wir die äußere Haut mit einer Intrakutan-Naht, bei der die Fäden nicht mehr gezogen werden müssen. Es kommt aber auch selten vor, dass wir eine Naht aus sogenannten Einzelheften setzen, die sich nicht auflösen und in der Regel 10 Tage später gezogen werden.

Medizinische Gründe für eine Kastration

  • Stark gesenktes Risiko für Mammatumoren (nahezu bei Null bei der Frühkastration)
  • Kein Risiko für Eierstocks-Erkrankungen
  • Kaum oder kein Risiko für Gebärmutter-Erkrankungen
  • geringeres Risiko für Infektionen mit FIV (Katzenaids) oder FeLV (Leukose)

Weitere Vorteile der Kastration

  • doppelte so hohe Lebenserwartung wie bei unkastrierten Katzen
  • keine Rolligkeit
  • keine Gefahr der Dauerrolligkeit
  • kein Markieren in der Wohnung
  • kein ungewollter Nachwuchs, für den man kein Zuhause findet
  • stärkere Menschenbezogenheit und verschmustes Verhalten
  • weniger Aggressionen
  • geringeres Unfallrisiko, da geringeres Bedürfnis zu streunen
  • Tierschutz-Aspekte

Nachteile der Kastration

  • Gesteigerter Appetit mit dem Risiko für Fettleibigkeit
  • Trägheit

Zeitpunkt der Kastration

Dieser Routine-Eingriff sollte am besten im Alter von 5 – 7 Monaten durchgeführt werden, auch wenn sich hartnäckig das Gerücht hält, dass Katzen einmal in ihrem Leben geworfen haben sollten. Die Geschlechtsreife muss nicht erreicht werden, im Gegenteil, es ist vorteilhaft, vor der ersten Rolligkeit zu kastrieren.

Tierschutz

In verschiedenen südlichen und östlichen Ländern gibt es immer noch unzählige herrenlose Tiere. Diverse Kastrationsprogramme tragen aktiv zum Tierschutz bei, um der Flut von häufig kranken Straßentieren Herr zu werden. Auch in Deutschland gibt es viele streunende Katzen ohne ein Zuhause. Lassen Sie Ihre Katzen und besonders Kater kastrieren, um dieser Problematik entgegen zu wirken!

07.06.2021

Weitere interessante Artikel und Ratschläge

Ohren­erkrankungen – Otitis externa

Ohrenentzündungen kommen beim Hund sehr häufig vor. In den meisten Fällen handelt es sich um die sogenannte Otitis ...

mehr lesen

Zahn­sanierung bei der Katze

Eine der häufigsten Eingriffe in unserer Praxis sind Zahnbehandlungen bei der Katze. Denn Zahnerkrankungen, Zahnfleischentzündungen und FORL (Feline ...

mehr lesen