Weit verbreitet, aber dennoch häufig unbemerkt, leiden auch Hunde oft an Erkrankungen des Zahnfleischs und der Zähne. Je nach Rasse kommen Parodontal-Erkrankungen bei schätzungsweise 4 von 5 älteren Hunden vor. Kleinere Hunderassen sind ab dem 6. Lebensjahr besonders häufig betroffen. Anfangs ist dem Tier trotz Zahnschmerzen selten etwas anzumerken. Erst wenn der Mundgeruch immer unangenehmer wird oder die Tiere schlechter fressen, fällt das Ausmaß der Schäden am Zahnbett und der Zähne auf. In den meisten Fällen ist davon auszugehen, dass dann bereits Herzklappen, Nieren, Leber und Gelenke in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Denn die Keime in der Maulhöhle gelangen über das Blut in den gesamten Körper und können die lebenswichtigen Organe des Hundes schädigen. Das ist insbesondere bei älteren, multimorbiden Patienten kritisch. Je weniger die Zahngesundheit beachtet wird, desto mehr verschlechtert sich der allgemeine Gesundheitszustand und desto schwieriger wird es, das Tier zu behandeln.

Probleme erkennen – der Entstehungsprozess

Nach jeder Mahlzeit bleiben Nahrungsreste an den Zähnen unserer Tiere hängen. Werden die Zähne nicht regelmäßig gereinigt, bildet sich Zahnbelag, der sich anfangs noch gut durch Zähneputzen entfernen lässt. Bleibt die weiche Plaque jedoch auf den Zähnen haften, bildet sie den idealen Herd für Bakterien und fördert die Entstehung von übelriechenden Gasen und Toxinen. Nach und nach lagern sich Mineralstoffe ein, so dass es zur Zahnsteinbildung kommt. Mit einer professionellen Zahnreinigung kann der Zahnstein schonend entfernt werden und diesem schmerzhaften Entzündungsprozess entgegengewirkt werden. Wenn nicht, führt Zahnstein langfristig zu einer Entzündung des Zahnfleisches (Gingivitis), was mit einer schmerzhaften Rötung der Maulschleimhaut, Mundgeruch (Halitosis) und einer Paradontitis mit Lockerung des Zahnhalteapparates verbunden ist. Einzelne Zähne können sogar ausfallen. Nicht selten sind Eiterbakterien beteiligt, die weitere Organschäden hervorrufen können.

Problemen vorbeugen: die Zahnsanierung

Bei einer hochgradigen Gingivitis bzw. Zahnerkrankung ist eine Zahnsanierung unumgänglich. In diesem Fall werden bei Ihrem Tier unter Vollnarkose die Zähne gereinigt und geschädigte Zähne notfalls auch extrahiert. Dabei kommt ein Ultraschallgerät zum Einsatz, das auch unter dem Zahnfleischsaum den Zahnstein gründlich entfernen kann. Denn wird Zahnstein nur oberflächlich vom Zahn abgekratzt, wie es teilweise in Hundesalons der Fall ist, können die Entzündungsherde in den Zahntaschen nicht beseitigt werden und die Paradontitis schreitet weiter fort. Die Entfernung von Zahnstein mit dem Ultraschallgerät ist im Normalfall nicht schmerzhaft. Doch das Geräusch dabei ist unangenehm für das Tier und macht eine Sedation notwendig. Außerdem polieren wir die Zähne mit fluorid-haltiger Poliercreme auch unter dem Zahnfleischsaum sehr gründlich, um einen Neubefall mit Plaque heraus zu zögern. Sind Eiterbakterien beteiligt, geben wir zusätzlich ein Antibiotikum, um eine Blutvergiftung zu verhindern.

Prophylaxe – Ihr Einsatz

Was können Sie tun? Eine tägliche Maulhygiene ist wichtig, jedoch nicht bei jedem Hund durchführbar. Trotzdem ist es einen Versuch wert, mit dem täglichen Zähneputzen zu beginnen. Insbesondere Hundewelpen sind leicht an den Umgang mit der Zahnbürste zu gewöhnen. Fangen Sie erst mit dem Einsatz von Tierzahncreme an und gewöhnen Sie Ihr Tier an den Geschmack, bevor Sie zur Zahnbürste greifen. Nach wiederholter Berührung von Lefzen, Zähnen und Zahnfleisch mit Ihrem Zeigefinger können Sie mit dem Zähneputzen beginnen: Fangzähne zuerst, dann die hinteren Backenzähne und als letztes die Schneidezähne, da diese am empfindlichsten reagieren. Vorsicht ist bei Tieren geboten, die gerne mal zubeißen oder aggressiv reagieren könnten – dann unterlassen Sie bitte das Zähne putzen. Zusätzlich können desinfizierende Gele und Lösungen eingesetzt werden, um den Prozess der Zahnsteinbildung und Zahnfleischentzündung etwas aufzuhalten. Auch ein spezielles Futter hilft dabei, Zahnproblemen vorzubeugen. Die spezielle Rezeptur beugt Plaque vor und unterstützt die Zahnreinigung beim Fressen durch eine besondere Struktur der Futterbrocken. Übrigens hilft auch das Verfüttern von Rohfleisch (Barfen), die Zähne von Belag zu säubern.

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Rassedispositionen

Manche Rassen neigen mehr zu Parodontal-Erkrankungen und Zahnstein als andere. Kleine Hunderassen, wie z.B. Yorkshire Terrier, Chihuahua, Malteser, Pudel und Dackel sind besonders anfällig und benötigen eine besonders intensive Zahnhygiene. Auch Cocker Spaniel und Großpudel leiden häufig unter Zahnerkrankungen. Wenn Sie einen Hund dieser betroffenen Rassen besitzen oder erwerben wollen, sollten Sie die Kosten für Zahnbehandlungen von vorneherein in Ihren Finanzetat mit einbeziehen.

Regelmäßige Kontrolle

In jedem Fall ist eine Früherkennung durch eine regelmäßige Kontrolle der Maulhöhle durch einen Tierarzt eine der wichtigsten Maßnahmen, um schwere Schäden zu vermeiden und den Prozess aufzuhalten. Wir empfehlen einen gründlichen Gesundheitscheck einmal jährlich, um Zahnerkrankungen frühzeitig zu erkennen.

29.05.2021

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